Vole2

a root vole story

Der Waldgarten liegt zwischen Feldern und Wäldern, jenseits menschlicher Ansiedlungen. Das heißt, keine Hunde, keine Katzen, die im Winter schön durchgefüttert werden.

In den ersten Jahren des Projekts haben u.a. Feldmäuse vergleichende Experimente mit Gemüse faktisch verhindert, weil sie entweder alles oder eine Versuchsgruppe massiv beschädigten. Wir haben daraufhin natürlich als gute Ökos erstmal “Nützlingsförderung” betrieben, Aufsitzstangen, Totholzhaufen etc.. Wir mussten ziemlich schnell lernen, dass Ökosysteme nicht so funktionieren, sondern dass Räuber die Beutepopulation nicht massiv verkleinern. Sonst würden sie ja selbst verhungern…

Dann hatten wir eine lange Phase mit wetterfesten Schlagfallen, mit regionalen Nüssen gefüllt. Das Ergebnis war mangelhaft. Zum Schluss hatten wir auch die Befürchtung, dass wir eine Evolution in Richtung “Maus mag keine Haselnüsse” ausgelöst hatten. Irgendwann fiel mal eine Feldmaus beim Heuholen in die Schubkarre und kam die Wand nicht hoch. Das war die Geburtstunde der “Mausmauer”

Ein 1m-Streifen Wellpolyester, 5€ der Meter im Baumarkt, lichtdurchlässig, 40cm tief eingegraben, 60cm also über der Erde. Später haben wir noch, weil wikipedia sagte, Feldmäuse hätten ihre Schlafzimmer auf 50cm Tiefe, unten noch mal 40cm Gitter angefügt.

Für ein paar goldene Jahre hatten wir Ruhe! Sogar die Schnecken haben verhältnismäßig wenig Interesse über die Mauer zu laufen, aber natürlich haben wir eine Population innen.
Der ehemalige Acker wandelte sich immer weiter Richtung Wald und plötzlich war eine Ostschermaus-Population da! Wir wussten erstmal gar nicht mit wem wir es zu tun hatten, als unterirdisch die Möhren angefressen waren und die oberirdisch aufgestellten Kontroll-Fallen ganz unberührt waren.
Eine Aktivist*in machte dann einmal Pause in der kleinen Gerätehütte und saß dort einfach still als in 3-4Metern Entfernung eine Schermaus einfach über die Mauer lief!

Unser Beet ist von der Größe her die ideale Schermaus Single-Wohnung (Ostschermäuse sind Einzelgängerinnen in ihrem Revier=Gangsystem): Der von der Mauer umfasste Bereich sind etwa 100m², das entspricht der üblichen Ausdehnung des Gangsystems.

Schritt eins: Wir haben versucht den Kletter-Schwierigkeits-Grad zu erhöhen. Mit so einem Dach

Ausserdem noch zu sehen die Menschen-Klapp-Brücke und oben der Hasenzaun. Hasen sind zum Glück faul und hüpfen nicht hoch.
Der m² von diesem glatten Polyester kostet schon eher 10€, alle ca 25cm so ein Winkelchen für 25c, Schräubchen&Mütterchen ca 7c. Wir haben die Streifen, da wo sie sich überlappen mit Pattex zusammengeklebt und den Rand, die alte Kletterhilfe, mit Polyester-Harz schön glatt verstrichen.
Allerdings wissen wir immer noch nicht, ob dieses Mauerdach funktioniert.

Denn die Mäuse laufen unten durch….

Erstmal haben wir, nachdem wir die Gruselgeschichten über 150cm-tief-grabende Mäuse gehört haben, die ganze Mauer auf ca 15m wieder ausgegraben

Dabei entdeckten wir nur 3 Gänge in den oberen 30cm, grämten uns also weiter ob der schermausigen Kletterkünste, es war eh Herbst und wir lehnten uns zurück…
Die letzte Ostschermaus hatte keine Möhren gefressen HATTE KEINE MÖHREN GEFRESSEN!!!!! Ich hab länger ernsthaft überlegt, ob ich das hier reinschreiben möchte, weil das könnte unserer Glaubwürdigkeit schaden! Da waren Gänge, direkt an den Möhren vorbei. Wir hatten zeitweise so 12Meter Möhren gehabt, von Ende September bis Anfang Dezember nur noch so 6Meter. Sie hat einfach KEINE angeknabbert. 2014 gabs so ziemlich keine unversehrte Möhre.

Wir haben so große 400Liter Regentonnen mit Deckel in den Boden eingegraben, die sind ca 120cm hoch. Eine hat unten einen Riss, da hatte jemand irgendwann jede Menge Erde nach innen geworfen. Damit hatten wir den Beweis für absurdes Verhalten von irgendwelchen Wühlerinnen. Bei unserem Boden kommt ab 40cmTiefe nämlich nur noch Sand, Sand, Sand.
Zurück zum zurückgelehnten Winter: Wir haben immer 2 Schlagfallen aufgestellt, zur Kontrolle. So im Schnitt jede Woche fingen die eine Feldmaus. Wir erinnern uns an die Schubkarren-Geschichte – die mussten unten rum gekommen sein!
Also haben wir diesen Frühling das ganze Beet einmal angehoben

Und dann 13mm-Maschendraht darunter gelegt, mit genug Platz darüber für ein lange Möhre

Die schöne Struktur der Erde, die wir die letzten Jahre aufgebaut hatten, ist jetzt natürlich am A****
Dann die Drahtbahnen mit verzinktem Draht zusammengenäht

In der Mauer sind ja diese Wellen. Wir haben recht akriebisch versucht Lücken mit Steinen zuzustopfen, die zwischen den Wellen und dem Draht entstehen. Zahlreiche Kapitalist*innen verkaufen “Wühlmausschutz”-Draht mit 13mm Maschenweite, wenn mensch ihnen traut sind 13mm also die magische Zahl für alle Lücken, also auch Dach/Mauer…

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels (Mitte Juli) ist seit dem Einziehen des Bodendrahts keine neue Schermaus ins Beet eingezogen, obwohl laut wikipedia schon mindestens 2 diesjährige Generation auf der Suche nach neuen Lebensräumen unterwegs gewesen sein müssen. Daumendrücken.

Zwischendurch haben wir uns auch mal intensiv mit Mauswieseln beschäftigt und einen Kasten für sie gebaut. Den Bauplan haben wir von WfbM Begatal der Lebenshilfe Lemgo e.V. gespendet bekommen, die die Dinger verkaufen. Veröffentlichen wir hier also nicht.
Der sieht nicht so aus, als wär da im vergangenen Jahr jemand eingezogen… Trotzdem haben Augenzeugen in einem Bretterhaufen nahe des Beetes einmal 3Stk gesehen, und hier hat die Wildkamera auch eins fotographiert

Kommen wir nun zum dunklen Kapitel diverser Tötungsversuche (aber keine Angst, niemand ist dabei gestorben!). Als erstes haben wir verschiedene unterirdische Schlagfallen probiert. In aufsteigender Reihenfolge des Preises


Es gibt glaubhafte Berichte im Internet, dass die funktionieren. Bei uns nicht. Mit Handschuhen aufgestellt, mit Möhre, mit Kohlrabi, mit Sellerie, mit Rote Beete… “Unsere” Mäuse haben den Köder nie angerührt! Die Fallen wurden also ignoriert, öfters auch zugewühlt.
Unter völliger Ignoranz hatten auch “Ratron Schermaus Sticks” zu leiden. Die sind anscheinend gefährlich (zum Erwerb ist ein Nachweis der Sachkunde Pflanzenschutz erforderlich), auch wenn das beim Verzehr entstehende Phosphid während seiner Giftwirkung vollständig abgebaut wird, also keine Gefahr für z.B. Mauswiesel, die das vergiftete Tier noch essen. Jedes Giftbonbon kostet dabei weniger als 50c.

Nützt halt alles nichts wenn die Maus nur und ausschließlich Wurzeln noch lebendiger Pflanzen zu sich nimmt.

Dann fanden wir einen recht seriösen Bericht auf youtube (gibts leider inzwischen nicht mehr!) über die hervorragende Wirkung von Selbstschussfallen. Die sollen ganz ohne Köder funktionieren, nur durch dagegenlaufen in dunklen Gängen. Seltsamerweise bringt der kapitalistische Markt nur nahezu identische Modelle hervor. Wir haben 2 dort erworben “Voss” und “Kieferle”. Alta Falta! Die flößen eine*r Respekt ein! Auf youtube gibt es Heilungs-Fortschritts-Videos von Leuten, die da dumm ihre Finger vorgehalten haben. Wir haben etwa 30Schuss abgefeuert, davon etwa 10 Selbstauslöser durch menschliches Versagen. Das Problem ist, dass Du diese archaischen Mistdinger ganz schwierig richtig scharf stellen kannst, nicht zu schwer, nicht zu leicht. Von den verbleibenden 20 Schuss sahen mindestens 3 perfekt so aus, als seien sie voll auf die Maus losgegangen. Also der Mausgang führte nur von vorne auf die Schussfalle. Aber nie eine Leiche! Meistens aber kam die Maus von hinten, was wirkt wie eine sehr intelligente Handlung. Es lässt sich eigentlich leicht im Beet feststellen, ob die Maus noch lebt. Zum einen türmt sie regelmäßig Aushub-Haufen irgendwo auf, zum anderen weißt Du irgendwann, welches die beliebten Gänge sind und kannst einfach einen öffnen, der wird dann innerhalb so einzwei Stunden wieder verschlossen.

Beeindruckt hat uns auch die Geschichte von Stefan, woraufhin wir uns die billigste Luftpistole im bremischen Jagdgeschäft gekauft haben “Umarex TDP 45″ 68€ incl. 1000Kugeln und 10 Gaskartuschen.

Billich ist nicht immer schlecht, wir konnten damit Ziel-Kunststückchen vollbringen, wenn auch der Abzug ewig schwer geht.
Lauern ist eine Übungssache! Zum Schluss konnte eine*r Aktivist*in 90min ganz still sitzen mit der Pistole in der Hand. Die selbe Übung kann auch angeblich mit einem Beil in der Hand ausgeführt werden. Leider mussten wir feststellen, dass es die anscheinend in Österreich üblichen 2-4 Sekunden in Niedersachsen gar nicht gibt! Die Maus schaute also nicht aus dem Gang, bevor sie ihn wieder verstopfte.

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